Selbstwirksamkeit, die Überzeugung, durch eigene Fähigkeiten das Leben aktiv gestalten zu können, ist ein entscheidender Schlüssel für ein erfülltes Leben. Während sie in jedem Alter eine wichtige Rolle spielt, erhält sie ab 55 Jahren eine besondere Bedeutung. Warum? Weil sich in dieser Lebensphase die Perspektiven ändern: Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab, die Rente rückt näher, und die gesellschaftliche Wahrnehmung älterer Menschen verändert sich häufig. Zudem kann es sein, dass Sie mit Veränderungen, die Sie nicht selbst initiiert haben, nicht mehr so gut umgehen können. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick darauf, wie Selbstwirksamkeit entsteht, welche Herausforderungen sie im späteren Leben beeinflussen, insbesondere im beruflichen Kontext, und wie Sie sie aktiv stärken können.
Was ist Selbstwirksamkeit?
Selbstwirksamkeit beschreibt die Überzeugung, durch eigenes Handeln Einfluss auf das eigene Leben und die Umwelt zu nehmen. Dieser Begriff, geprägt von Albert Bandura, betont, dass Sie sich nicht als Opfer äußerer Umstände sehen müssen. Es geht darum, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und zu wissen: Ich kann etwas bewirken.
Selbstwirksamkeit entsteht vor allem durch Erfahrungen, wie:
- Erfolgserlebnisse: Eigene Erfolge stärken das Vertrauen in die eigene Kraft.
- Lernen durch Vorbilder: Wenn Sie sehen, dass andere etwas schaffen, motiviert Sie das.
- Verbale Ermutigung: Zuspruch von anderen kann Ihre Zuversicht erhöhen.
- Emotionale Stabilität: Der Umgang mit Rückschlägen ohne Selbstzweifel trägt zur Stärkung bei.
Die besonderen Herausforderungen ab 55
Ab 55 Jahren durchläuft das Leben oft tiefgreifende Veränderungen, die die Selbstwirksamkeit beeinflussen können:
- Nachlassende körperliche Kräfte
Die Leistungsfähigkeit des Körpers nimmt ab, was das Gefühl verstärken kann, weniger Kontrolle über das eigene Leben zu haben. Aufgaben, die früher mühelos bewältigt wurden, können herausfordernder werden. - Die Annäherung an die Rente
Der Übergang vom Berufsleben in die Rente bedeutet für viele Menschen nicht nur einen Verlust an Struktur und Routine, sondern oft auch an beruflicher Anerkennung. Wenn Sie Ihren Selbstwert stark über die Arbeit definiert haben, kann es schwierig sein, eine neue Identität zu finden. - Gesellschaftliche Wahrnehmung
Ältere Menschen werden in unserer leistungsorientierten Gesellschaft häufig weniger wahrgenommen oder als „nicht mehr relevant“ angesehen. Dieses Gefühl, an den Rand gedrängt zu werden, kann die Selbstwirksamkeit beeinträchtigen. - Umgang mit nicht selbst initiierten Veränderungen
Veränderungen, die von außen kommen – etwa neue Technologien, gesellschaftliche Umwälzungen oder organisatorische Umstrukturierungen – können schwerer zu akzeptieren sein, wenn Sie das Gefühl haben, keinen Einfluss darauf zu haben.
Selbstwirksamkeit im beruflichen Kontext ab 55
Im Arbeitsleben stehen Menschen ab 55 Jahren vor spezifischen Herausforderungen:
- Technologischer Wandel
Die Digitalisierung verändert Arbeitsprozesse rasant. Wenn Sie sich durch neue Technologien überfordert fühlen, kann dies das Vertrauen in Ihre Fähigkeiten beeinträchtigen. - Umstrukturierungen und Veränderungen
Unternehmen unterliegen häufigen Veränderungen. Es kann belastend sein, wenn Entscheidungen über Ihren Kopf hinweg getroffen werden oder Sie das Gefühl haben, nicht mehr Schritt halten zu können. - Altersdiskriminierung
Trotz Ihrer Erfahrung fühlen sich ältere Arbeitnehmer manchmal benachteiligt, sei es bei Beförderungen, Fortbildungen oder neuen Projekten.
Diese Faktoren können dazu führen, dass die Selbstwirksamkeit im Job sinkt. Wenn Sie das Gefühl haben, nicht mehr gebraucht zu werden oder nicht mehr mithalten zu können, leidet oft auch Ihr Selbstvertrauen.
Gibt es Forschung zur Selbstwirksamkeit von Menschen ab 55 im Job?
Ja, es gibt zahlreiche Studien, die sich mit der Selbstwirksamkeit älterer Arbeitnehmer beschäftigen. Die Forschung zeigt:
- Positive Korrelation zwischen Selbstwirksamkeit und Arbeitszufriedenheit
Arbeitnehmer mit hoher Selbstwirksamkeit berichten von höherer Arbeitszufriedenheit und Engagement. - Weiterbildung stärkt die Selbstwirksamkeit
Fortbildungen und Trainings, die auch älteren Mitarbeitern angeboten werden, fördern das Gefühl, weiterhin einen wertvollen Beitrag leisten zu können. - Unterstützung durch Führungskräfte
Eine wertschätzende Unternehmenskultur und Unterstützung durch Vorgesetzte tragen wesentlich dazu bei, die Selbstwirksamkeit zu erhalten oder sogar zu stärken. - Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Mitarbeiter, die offen für Veränderungen bleiben und neue Herausforderungen annehmen, entwickeln oft eine höhere Selbstwirksamkeit.
Wie können Sie Ihre Selbstwirksamkeit stärken?
- Setzen Sie sich realistische Ziele
Kleine, erreichbare Ziele – beruflich wie privat – können Ihnen helfen, das Vertrauen in Ihre eigenen Fähigkeiten zu stärken. - Investieren Sie in Ihre Weiterbildung
Bleiben Sie offen für neue Technologien und Trends. Lernen Sie dazu – es ist nie zu spät, etwas Neues auszuprobieren. - Teilen Sie Ihr Wissen
Ihre Erfahrungen sind ein wertvoller Schatz. Indem Sie Ihr Wissen an jüngere Kollegen weitergeben, stärken Sie nicht nur Ihre eigene Selbstwirksamkeit, sondern schaffen auch sinnvolle Verbindungen. - Seien Sie flexibel
Versuchen Sie, Veränderungen als Chance zu sehen. Auch wenn es nicht leicht ist, können Sie so neue Perspektiven entdecken. - Pflegen Sie soziale Kontakte
Netzwerke und ein stabiles soziales Umfeld können Sie unterstützen und Ihnen das Gefühl geben, nicht allein zu sein.
Fazit
Selbstwirksamkeit ist ein lebenslanger Prozess, der nicht mit 55 endet. Im Gegenteil: Gerade mit zunehmendem Alter haben Sie die Möglichkeit, auf Ihren reichen Erfahrungsschatz zurückzugreifen und Ihre Selbstwirksamkeit auf neue Weise zu entfalten. Trotz der Herausforderungen im beruflichen und persönlichen Bereich gibt es viele Wege, das Vertrauen in Ihre eigenen Fähigkeiten zu stärken.
Denken Sie daran: Sie sind nicht nur Beobachter Ihres Lebens – Sie sind der Gestalter. Es ist nie zu spät, Ihre Fähigkeiten einzusetzen und Ihre Zukunft aktiv zu gestalten.